GÉISDREF
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Der Kirchenraum
Der jetzige Kirchturm mit seinem Steingewölbe und seinen meterdicken Mauern stammt aus dem Jahre 1773. Das Schiff wurde um 1870 erneuert und vergrössert. Dieses schöne im neogotischen Stile gehaltene Gotteshaus wurde im Jahre 1873 konsekriert.
Wie schon angedeutet, zeigt die Innenarchitektur der Goesdorfer Pfarrkirche typische neogotische Formen. Feingliedrige Kreuzrippenbogen fangen den Druck des gotischen Gewölbes auf und verteilen diesen auf schlanke, halb in die Mauer eingefasste Säulen im Schiff. Das Chorgewölbe wird getragen durch vier muschelförmig auseinanderstrebende Rippen, die dem Hochaltar einen eleganten Hintergrund geben.
1903 lieferte die Firma Theves aus Hosingen den heutigen, sehr gediegenen Hochaltar, der die neogotische Architektur ergänzt. Obschon die Kirchenmöbel aus verschiedenen Werkstätten stammen und an verschiedenen Daten aufgestellt wurden, bietet das gesamte Mobiliar ein frappierend einheitliches Bild, das dem Kirchenraum eine eindrucksvolle Prägung verleiht.
Die Fenster der Goesdorfer Kirche
Die historischen Fenster der Goesdorfer Kirche wurden während des zweiten Weltkrieges vollständig zerstört. Aus finanziellen Gründen wurden nach dem Krieg nur einfache farbige Glasfenster eingesetzt, die der Kirche nicht gerecht wurden und mittlerweile in einem sehr schlechten Zustand waren. In der Person von Uli Lindow aus Schobüll (Norddeutschland) konnte der Kirchenrat von Goesdorf einen nahmhaften Künstler gewinnen, der die anspruchsvolle Aufgabe der Neugestaltung mit ganzer Leidenschaft und grosser Hingabe annahm.
Das Tauffenster im Eingangsbereich
Betritt man die Kirche, befindet man sich zunächst im Vorraum mit dem Taufstein. Hier gibt es ein einziges kleines Fenster. Dieses ist der christlichen Taufe gewidmet.
In der Mitte befindet sich ein klarer Glasbrocken auf dessen kristallener Oberfläche sich das einfallende Licht bricht (Hl. Geist). Eingefasst wird das klare Glasstück durch ein in blaues Glas gegossenes Relief, welches vier ineinander verschlungene Wasserläufe darstellt (Gen 2,10-14: die vier Paradiesflüsse Euphrat, Tigris, Gischon und Pischon, die aus einer Quelle entspringend, den Garten Eden bewässern).
Ein aus gelbem Glas bestehendes Kreuz gliedert von der Mitte ausgehend das Fenster in vier Teile, die in rotem Glas gefasst sind. Rot symbolisiert die Farbe des himmlischen Glanzes. Zugleich ist es die Farbe der Liebe und des Blutes und damit des Opfers Christi. So sind in dem kleinen „Tauffenster“ die wesentlichen Teile des christlichen Glaubens auf eindringliche Weise vereint.µ
Die Fenster im Kirchenraum
Im Kirchenraum befinden sich zehn Fenster, von denen das rechte Fenster auf der Empore und die beiden Chorfenster vier-geteilt sind. Die sieben übrigen Fenster im Schiff bestehen aus 14 Teilen. Hinter diesem Zahlenspiel stehen Hinweise auf die christliche Zahlensymbolik: zehn = zehn Gebote / vier = Zahl der Elemente, der Evangelisten, der Jahreszeiten, usw. / vierzehn = die vierzehn Nothelfer / sieben = göttliche Zahl der Vollkommenheit.
Die sieben vierzehnteiligen Fenster sind den sieben letzten Worten Jesu am Kreuz gewidmet. Dabei versuchte der Künstler, die ungeheure Dramatik dieser Szene darzustellen. Im Todeskampf wendet sich Jesus dreimal an seinen Gottvater, ausserdem an den Verbrecher neben sich, dem er das Paradies verspricht und an seine Mutter und seinen liebsten Jünger, die er zu einer Verwandtschaft verbindet. Er bittet um Wasser und verkündet, dass das Wort sich erfüllt
Es wurde bewusst auf jede Form einer illustrativen Darstellung verzichtet. Statt dessen wurde versucht, durch eine einfache Symbolsprache die Eindringlichkeit des Geschehens und seine Bedeutung sichtbar zu machen. In jedem der sieben Fenster erscheint das Kreuz und das jeweilige gesprochene Wort und verbindet sie so zu einer Einheit. Die Kreuzform ist in violettem Farbton gefasst (Farbe der Passion), die Schrift ist je nach Länge der gesprochenen Worte über die einzelnen Felder des jeweiligen Fensters verteilt. Sie erscheint klar, ausgestanzt in einem dunklen Feld, festgefügt, unwiederbringlich und in der Anordnung rhythmisch.
Der Blick des Betrachters tastet über das Fenster, sucht und findet Zusammenhänge, aber auch Fragen. Er empfindet im dargestellten Duktus des gesprochenen Wortes die Schwere des Augenblicks.
Zu den einzelnen Fenstern:
1. Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Das violette Kreuz verläuft in einer Vertikalen über alle Felder, begleitet von zwei kleineren roten Kreuzen, unterschiedlich in ihrer Form. So wird erkennbar, dass ein Dialog zwischen Jesus und einem der mit ihm Gekreuzigten stattfindet. Die Schrift ist so auf den Feldern angeordnet, dass ein Sprachrhythmus ablesbar wird. Die Hintergrundfarben, die über alle sieben zueinandergehörenden Fenster laufen verändern sich zum Ende hin. Die in den ersten Fenstern vorherrschenden violetten und blauen Töne färben sich mehr und mehr in rot-gelb Schattierungen. Gemeinsam mit den sandgestrahlten Wolkenstrukturen, die sich auf der Rückseite der Scheiben befinden, vermitteln sie den Eindruck eines heraufziehenden Gewitters, das sich im Augenblick des Todes Jesu entlädt. Die Farben lassen auch an einen Regenbogen denken, den Gott als Zeichen der Versöhnung in der Noahgeschichte an den Himmel stellt.
2. Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Hier windet sich um das violette Kreuz eine rote Leiter empor. (rot = Himmelsfarbe) Die Leiter erinnert an die Jakobsleiter aus 1. Mose 28. Diese wird eins mit dem Kreuz und symbolisiert so den Weg der Erlösung.
3. Dies ist dein Sohn – Dies ist deine Mutter.
Man sieht im Fensterfeld sich diagonal kreuzende Linien in rot, die sich mit dem violetten Kreuz im Hintergrund verbinden. In dieser einfachen Zeichensprache wird deutlich: Indem sich Jesus am Kreuz mit den ihm am nächsten stehenden Menschen verwandtschaftlich verbindet, nimmt er sich aller Menschen an. (Eucharistie).
4. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.
Wir schauen auf das Kreuz und auf Splitterformen in der gleichen violetten Farbe, die um den Fuss des Kreuzes angeordnet sind. Etwas ist zerbrochen. Die Schrift fliesst von oben nach unten. Ganz unten steht: verlassen…
5. Ich bin durstig.
Eine gelbe runde Form reckt sich, von einem roten Stab gehalten, dem Querbalken des Kreuzes entgegen: Zeichen für den in Essig getauchten Schwamm. Darüber die Bitte um Wasser.
6. Es ist vollbracht.
Aus dem Kreuz „wächst“ eine nach oben sich öffnende Form. Sie erinnert an die Blattform von Pflanzen. Man erkennt gleichzeitig ein V - das berühmte Siegeszeichen. In diesem Fenster mit dem geschriebenen Wort kündigt sich an, dass im Augenblick des Todes, das Leben neu geboren wird. Ostern leuchtet auf.
7. Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.
Über dem Kreuz, das nach unten aus dem Fensterbild schwindet, wölbt sich eine rote Schale. Aus ihr steigen, von vernetzten gesandstrahlten Formen umhüllt, kleine blaue Flammen in den Himmel. Hier sei auf die mythologische Bedeutung der blauen Flamme hingewiesen, als Zeichen des letzten Geheimnisses und der Erfüllung.
Die drei viergeteilten Fenster (Empore und Chor)
Begleitet werden die sieben Kreuzfenster von den drei viergeteilten Fenstern in denen sich die Themen: Verkündigung, Auferstehung und Christi Himmelfahrt wieder finden.
Das erste dieser Fenster befindet sich auf der rechten Seiten der Empore. In zwei sich verbindenden dynamischen Linien, erkennt man rechts oben einen Engel und auf der linken Seite Maria, die ihren Kopf dem Engel zugewandt hat. Blau, die Farbe des Himmels und der Reinheit verbindet sich in der Mariengestalt mit Rot, der Farbe der Wärme und Liebe.
In der angedeuteten Figur des Erzengels Gabriel, der Maria die bevorstehende Geburt Jesu verkündet, verbinden sich gelb (Farbe des göttlichen Lichtes und der Ewigkeit) mit grün, der Farbe des Frühlings, der Hoffnung und der Unsterblichkeit (Paradies). Beide Linienformen sind miteinander verbunden, sowie sich in der Verkündigungsgeschichte das Göttliche mit dem Menschlichen verbindet.
Im Altarraum sind Ostern und Christi Himmelfahrt dargestellt. Links vom Altar blickt man auf das Osterfenster. Aus dem Zwischenraum der beiden roten Farbfelder (Grab) entwickelt sich von unten nach oben ein dunkles Violett über Rot zu einem strahlenden Gold. In der Mitte des Fensters schwebt umgeben von einem dreiteiligen gelben Kranz ein transparentes Kreuz. Jesus ist auferstanden, und hat das Kreuz hinter sich gelassen.
Im Fenster auf der rechten Seite ist die Himmelfahrt Christi symbolisch dargestellt. Umgeben von lichtem Himmelblau steigt eine gewundene Form aus einer horizontalen Form zum Himmel empor. Ihr Weg führt durch ein gelbes Kreuz (auch hier wieder die Farbe des göttlichen Lichtes). So findet sich auch in diesem Himmelfahrtsfenster der Hinweis, dass der Weg durch das Kreuz, den Jesus für uns gegangen ist, seine Auferstehung vom Tode und seine Himmelfahrt, als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen gesehen werden kann.
Die Orgel
Die imposante Orgel der Orgelmanufaktur Karl Göckel aus Mühlhausen/Heidelberg wurde am 17. September 2005 eingeweiht. Das Gehäuse, als Gegenstück zum filigranen Hochaltar, passt sich perfekt der neogotischen Innenausstattung an. Das Projekt wurde realisiert durch den Orgelbauverein „Nei Uergel Poarkiirch Géisdrëf a.s.b.l.“.
Die Orgel besitzt folgende Disposition: Hauptwerk c-a‘‘‘ Bourdon 8‘, Geigenprincipal 8‘, Flûte 4‘, Prestant 4‘, Oktave 2‘, Plein jeu III-IV 1 1/3‘, Trompette 8‘. Schwellwerk c-a‘‘‘ Diapason 8‘, Flûte traverse 8‘, Gambe 8‘, Voix celeste 8‘, Flûte octaviante 4’, Octavin 2’, Quinte 2 2/3’, Tierce 1 3/5’, Basson-Hautbois 8’, Tremblant. Pedal c-f’ Subbass 16’, Oktavbass 8’, Trompette 8’, Gedecktbass 8’, Oktave 4’, Posaune 16’. Koppeln SW/HW, HW/PED, SW/PED, SW/HW 16’.
Epilog
Die Heilig-Kreuz Kirche von Goesdorf ist ein „klingendes Ganzes“. Mit ihrer eigenen Atmosphäre, die Offenheit und Geborgenheit zugleich vermittelt, versteht sie sich als Raum Gottes, als Raum der Stille und der Andacht. Sie will ein Ort der Begegnung sein: zwischen Gott und den Menschen, zwischen den Menschen und sich selber. Ein Ort, wo Menschen ihre Anliegen vorbringen können, die auf der Suche sind, die teilen möchten, die ein Kreuz zu tragen haben. Ein Ort für Menschen, die verwurzelt sind und solche die Zukünftiges glauben und gestalten wollen.